„Ingenieurinnen und Ingenieure stellen sich den verschiedensten Problemen, um Lösungen zu finden und sie für eine Anwendung „brauchbar“ zu machen."
A. Schreyer: Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Berufung als Professor für Elektronik und Analoge Schaltungstechnik an der Fakultät Ingenieurwissenschaften der HTWK Leipzig. Können Sie uns kurz erläutern, welche Aufgabenbereiche mit Ihrer Professur verbunden sind?
Prof. Sallier: Vielen Dank für die Glückwünsche. Ich freue mich sehr über die Berufung zur Professur „Elektronik und Analoge Schaltungstechnik“ und besonders freue ich mich auf die zukünftigen Aufgaben, die diese Berufung mit sich bringen.
Im Bereich der Lehre lese ich im Bachelorstudium die Module „Elektronik“ (EIB und STB), „Analoge Schaltungstechnik“ (EIB-ESS) sowie „Elektrotechnik und Elektronik“ (MTB). Im Rahmen des Masterstudiums unterrichte ich ein Wahlpflichtmodul zum Thema „Schaltkreisentwicklung und Simulation elektronischer Schaltungen“.
In meinen Forschungsgebieten befasse ich mich zum einen mit der Entwicklung von applikationsangepassten und -optimierten Anpassnetzwerken zur Impedanzanpassung sowie mit dem dazugehörigen Elektrodensystem, der Schaltungsentwicklung und -simulation elektronischer Schaltungen. Ich befasse mich ebenso mit der Entwicklung von Sensoren, speziell für den Bausektor. Hier greifen die Forschungsbereiche ineinander, sodass die Synergien optimal ausgenutzt werden können.
A. Schreyer: Wie kommt es, dass Sie sich für diesen Forschungs- und Lehrbereich entschieden haben? Wussten Sie bereits vor dem Studium, welchen Weg Sie später einschlagen wollen?
Prof. Sallier: Im Rahmen meiner schulischen Ausbildung war mir noch nicht so bewusst, welchen Weg ich beruflich einmal einschlagen würde. Jedoch interessierte ich mich schon sehr früh für das Gebiet der Elektrotechnik. So absolvierte ich nach der Schule eine Ausbildung zum Energieelektroniker und arbeitete auch einige Zeit in diesem Beruf. Währenddessen wurde mein Interesse an der Elektronik weiter geschärft und ich entschloss mich, ein Studium der Elektrotechnik anzuschließen. Dieses erste Studium im Bereich der Automatisierungs- und der Antriebstechnik an der HS Harz schloss ich 2004 ab und arbeitete im Anschluss für einige Zeit am Institut für Automatisierung und Informatik GmbH. Im Rahmen dieser Zeit befasste ich mich mit verschiedensten Projektaufgaben in den Bereichen der Elektronik, Modellierung und Programmierung, unter anderem in einem Projekt zur elektromagnetischen Ventilsteuerung. Während dieser Projektarbeiten reifte in mir der Gedanke zur Promotion. So kam es, dass ich ein zweites Studium (Masterstudium) mit der Studienausrichtung Elektrotechnik an der TU Kaiserslautern absolvierte, welches ich Ende 2007 abschloss. Im Anschluss wechselte ich an die Universität des Saarlandes zunächst an den Lehrstuhl für Mikroelektronik, welcher sich damals unter anderem mit Treiberstufen und Algorithmen für organische Displays befasste. Nach einiger Zeit wechselte ich im Rahmen eines Projektes zum Lehrstuhl für Messtechnik, wo ich auch meine Promotion zum Dr.-Ing. abschloss. Am Lehrstuhl für Messtechnik standen unter anderem Anwendungen zum Thema Gassensoren und die Entwicklung/Anwendung didaktischer MINT-Konzepte zur Ingenieursausbildung im Mittelpunkt. An beiden Lehrstühlen umfassten die Elektronik und die Entwicklung analoger Schaltungen ein hohes Maß meiner Projekt- und Forschungsarbeiten. Somit wurde mein Interesse und Können auf diesen Gebieten vollumfänglich ausgebaut und gefestigt. Auch im Anschluss an meine Promotion blieb ich der Elektronik und Schaltungstechnik treu und arbeitete in diesen Aufgabenfeldern in unterschiedlichen Unternehmen. Jedoch zog es mich immer wieder in die Forschung zurück, sodass ich Ende 2015 an das Institut für Elektrotechnik der TU Bergakademie Freiberg wechselte.
2017 kam ich dann in Rahmen eines Forschungsprojekts zur dielektrischen Erwärmung via Radiowellen zum Fachbereich Bauwesen der HTWK Leipzig. Hier begegnete ich Prof. Dr.-Ing. Lutz Nietner. Zusammen mit Prof. Nietner begleitete ich verschiedenste Projekte zur dielektrischen Erwärmung unter anderem mit den Schwerpunkten der Auslegung von (Impedanz-)Anpassnetzwerken. Im Laufe dieser Zeit konnte ich mich an der HTWK Leipzig auch zu anderen Forschungsgruppen vernetzen, sodass hier weitere Forschungsfragen und -aufgaben entstanden, wie z. B. im Bereich der Sensorik, welche dann auch zu entsprechenden Projektanträgen führte.
2021 bekam ich im Sommersemester die Chance, die Vorlesungen/Module „Elektronik“ und „Analoge Schaltungstechnik“ zu lesen, da Herr Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang Reinhold in den Ruhestand wechselte. So konnte ich mich auch der Lehre auf diesen Gebieten widmen. Daher war es mir eine sehr große Freude, als ich nach meiner Bewerbung auf die ausgeschriebene Stelle für die Professur „Elektronik und Analoge Schaltungstechnik“ den Ruf 2022 erhielt und ich seit dem 1. Oktober 2022 dieser Professur vorstehe. Der Ruf war somit ein Ziel, welches sich im Laufe meiner verschiedensten Stationen allmählich ausbildete.
Grundlegend waren und sind mir die Arbeitsfelder eines Ingenieurs wichtig, um an den technischen Entwicklungen unserer Gesellschaft aktiv mitarbeiten zu können. Durch die Professur erhalte ich nun auch die Chance, an der akademischen Ausbildung neuer Ingenieurinnen und Ingenieure mitwirken zu können. Ich freue mich auf die zukünftigen Aufgaben, die mit dieser Professur verbunden sind im Bereich der Lehre, der akademischen Selbstverwaltung der HTWK Leipzig sowie der Forschung auf den Gebieten der analogen Schaltungen, der Sensorik sowie der Simulation.
A. Schreyer: Was glauben Sie, sollten Studierende, die sich für ein Studium der Elektrotechnik und Informationstechnik entscheiden, an Fähigkeiten und Interessen mitbringen?
Prof. Sallier: In erster Linie benötigen die Studierenden Spaß und Freude an kreativen Lösungsfindungsprozessen bzgl. komplexer Fragestellungen, welche in der heutigen Zeit an die Ingenieurswissenschaften herangetragen werden bzw. aus ihnen selbst entstehen. Hierzu bedarf es natürlich verschiedener Fähig- und Fertigkeiten. Diese beziehen sich unter anderem auf das Verständnis und Anwenden mathematischer Methoden sowie physikalischer Zusammenhänge. Auch das Zusammenspiel zwischen der analogen (z. B. in Form der Schaltungstechnik) und der digitalen Welt (z. B. in Form der Programmierung wie etwa VHDL) gehört heute zum Grundverständnis einer Ingenieurin bzw. eines Ingenieurs.
Das Anwenden wissenschaftlichen Arbeitens, um Fragestellungen objektiv zu untersuchen und die Ergebnisse auszuwerten, wird im Studium immer weiter ausgebaut. Hier bedarf es der eigenen Motivation, um sich dieser Arbeitsweise zu öffnen und sie für sich selbst zu verfeinern.
Ingenieurinnen und Ingenieure stellen sich den verschiedensten Problemen, um Lösungen zu finden und sie für eine Anwendung „gebrauchbar“ zu machen.
A. Schreyer: Welche neuen Projekte würden Sie gerne in Zukunft realisieren?
Prof. Sallier: Im Rahmen meiner zukünftigen Forschung möchte ich mich auf den Gebieten der (analogen) Schaltungen, der Sensorik sowie der Simulation im Rahmen von Forschungsprojekten bewegen. Hier sind verschiedene Forschungsaktivitäten mit Unternehmen bereits in Arbeit bzw. geplant. Dabei ist das Fachwissen innerhalb der einzelnen Forschungsbereiche nicht klar voneinander getrennt zu betrachten, sondern die Grenzen sind vielmehr fließend. Gern würde ich die große Stärke einer Hochschule nutzen und Studierende in das Lösen dieser Fragestellungen integrieren, z. B. im Rahmen von Graduierungsarbeiten. Die Ergebnisse sollen dann natürlich in die Lehre und Praktika einfließen und somit allen Studierenden zugutekommen.
Auch die Vernetzung mit anderen Kolleginnen und Kollegen und Fachdisziplinen ist für mich ein essenzieller Bestandteil meiner zukünftigen Aktivitäten.