Wir begrüßen Professorin Ines Dani an der Fakultät Ingenieurwissenschaften, Inhaberin der Professur Generative Fertigungstechnik.
Redaktion: Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Berufung als Professorin für Generative Fertigungstechnik an der Fakultät Ingenieurwissenschaften der HTWK Leipzig. Können Sie uns kurz erläutern, welche Aufgabenbereiche mit Ihrer Professur verbunden sind?
Professorin Dani: Vielen Dank! Ich freue mich, dass ich den Bereich der Fertigungstechnik an der HTWK übernehmen darf und meine Erfahrungen aus der additiven Fertigung einfließen lassen kann. Die Fertigungstechnik umfasst neben einer Vielzahl an Fertigungsverfahren unter anderem die dazugehörigen Maschinen, Werkzeuge, die Messtechnik und Qualitätssicherung. Studierende sollen in die Lage versetzt werden, Verfahren und dazugehörige Fertigungssysteme effizient, nachhaltig und qualitativ hochwertig zu gestalten und zu steuern – vom Bauteil bis zur gesamten Produktionskette.
Durch die Professur werden für die Studiengänge Maschinenbau, Energie-, Gebäude- und Umwelttechnik sowie Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau und Energietechnik folgende Module angeboten:
- Grundlagen der Fertigungstechnik
- Werkzeugmaschinen
- Generative Fertigung
- CAM
- Rechnergestützte Fertigung
Redaktion: Wie kommt es, dass Sie sich für diesen Forschungs- und Lehrbereich entschieden haben? Wussten Sie bereits vor dem Studium, welchen Weg Sie später einschlagen wollen?
Professorin Dani: Das Studium der Physik bot mir die Möglichkeit, meiner Neugier wissenschaftlich nachzugehen.
Mein Ziel war es, neue Prozesse und Produkte zu entwickeln. Nach dem Studium an der damaligen TU Magdeburg konnte ich noch einige Jahre am Lehrstuhl für Vakuumphysik und -technik forschen, u.a. in einem Projekt zur Entwicklung des ITER-Fusionsrektors. Der Plasmaphysik blieb ich verbunden, zunächst im Rahmen der Promotion an der TU Chemnitz zum Monitoring eines Beschichtungsplasmas bei sehr niedrigen Drücken. Nach der Promotion durfte ich am Fraunhofer IWS in Dresden eine Arbeitsgruppe aufbauen, die neuartige Atmosphärendruck-Plasmaquellen zum Beschichten und Ätzen von Solarwafern oder Edelstahlbändern nutzte. Seit 2010 beschäftigt mich der 3D-Druck mit seinen verschiedenen Verfahren. Das Aufsprühen von Tinten im Nanometer-Maßstab und das Dispensen von selbstentwickelten Pasten nutzten wir, um u.a. flexible thermoelektrische Generatoren auf Polymerbasis zu drucken. Nach meinem Wechsel zum Fraunhofer IWU in Chemnitz kam das laserbasierte Schmelzen von Metallpulver zum Aufbau von Bauteilen mit komplexer Geometrie zum Beispiel für filigrane Wärmeübertrager dazu. Auch der gesamte Bereich Leichtbau von der Herstellung von Metallschaum bis zur Pultrusion von faserverstärkten Profilen fiel in meinen Verantwortungsbereich.
Durch die gemeinsame Betreuung einer Masterarbeit sowie durch das Netzwerk für additive Fertigung Building 3D e.V., für das ich seit 2024 als Netzwerkkoordinatorin tätig war, kam ich in Kontakt zu Prof. Fritz Peter Schulze, meinem Vorgänger an der Professur. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften auch Physiker willkommen sind, freue ich mich sehr, meine breitgefächerte technologischen Erfahrungen nun an die Studierenden weiterzugeben und ihr Interesse für innovative Prozesse zu wecken.
Redaktion: Was glauben Sie, sollten Studierende, die sich für ein Studium der Ingenieurwissenschaften und speziell des Maschinenbaus entscheiden, an Fähigkeiten und Interessen mitbringen?
Professorin Dani: Technisches und naturwissenschaftliches Verständnis sowie Offenheit für neue Entwicklungen sollten vorhanden sein. Praktische Fähigkeiten aus einer entsprechenden Ausbildung oder dem Hobby erleichtern sicher den Einstieg.
Redaktion: Welche neuen Projekte würden Sie gerne in Zukunft realisieren?
Professorin Dani: Das Thema Multimaterial-3D-Druck steht ganz oben. Damit lassen sich Werkstoffeigenschaften in einem Bauteil kombinieren, zusätzliche Funktionen in Strukturbauteile integrieren, komplexe Bauteile ohne aufwändige Montage realisieren und nicht zuletzt durch Leichtbau und den Einsatz recycelter Materialien Ressourcen sparen. Dafür sollen zusammen mit Partnern die notwendige Anlagentechnik entwickelt, Materialkombinationen evaluiert und neue Anwendungen erschlossen werden.