Die HTWK Leipzig digitalisiert Akkordeons und schließt damit eine Lücke in den Bauanleitungen des Instrumentenbauers
Weltmeister ist nicht nur ein ersehnter Titel im Sport, sondern auch der Name der ältesten Akkordeon-Manufaktur der Welt. Um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein, digitalisiert der Akkordeon-Hersteller seine Fertigungsunterlagen und Montageanleitungen.
Dabei hilft ihnen Johannes Zentner, Professor für Konstruktion an der HTWK Leipzig. Gemeinsam mit den wissenschaftlichen Mitarbeitern Max Böhme und Moritz Leo Neubert leitet Zentner im Entwicklungssprojekt „Reverse Engineering“ dreidimensionale Modelle aus fertigen Instrumenten ab. Daraus erstellt er Fertigungsunterlagen und digitale Animationen, die Akkordeon-Monteuren dabei helfen sollen, die Instrumente zu bauen.
„Dafür zerlegen wir die fertigen Instrumente bis zum kleinsten Teil und vermessen sie mithilfe analoger Messtechnik und digitaler Verfahren wie Fotogrammetrie und 3D-Scannen bis ins letzte Detail“, erklärt Zentner. Daraus erstellen sie originalgetreue 3D-Modelle und Animationen, die Monteurinnen und Monteure Schritt für Schritt beim Akkordeon-Bau anleiten.
Weltmeister-Akkordeons bestehen aus bis zu 3.000 Einzelteilen; der Aufbau der Instrumente ist dementsprechend kompliziert. Erschwerend hinzu kommen bewegte Zeiten, in denen Fertigungsunterlagen und andere Dokumente teilweise verloren gingen: Im Laufe der über hundertfünfzigjährigen Geschichte des Akkordeon-Baus im sächsischen Klingenthal sorgten zwei Weltkriege, schwierige Jahre nach der Wende und mehrere Besitzerwechsel für Brüche in der Dokumentation von Bauanleitungen. Die Lücke schließen nun die 3D-Modelle der Akkordeons. Zentner hat dafür ein gutes Händchen, denn der Maschinenbau-Ingenieur ist selbst leidenschaftlicher Akkordeon-Spieler und hilft somit gern, Tradition und Moderne zu verbinden.