Neue HTWK-Nachwuchsforschergruppe erarbeitet Lösungsansätze für die digitale Transformation der sächsischen Wirtschaft
Neuen Technologien wie dem Internet der Dinge oder der Prozessautomatisierung durch künstliche Intelligenz wird viel Potenzial zugesprochen. Aufgrund der aktuell guten Auftragslage und fehlenden Fachpersonals setzen sich aber kleine und mittlere Unternehmen kaum damit auseinander. Gerade in Sachsen mit seiner eher kleinteilig geprägten Wirtschaft könnte das in Zukunft ein Problem werden. An der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) startete deshalb Anfang August die interdisziplinären Nachwuchsforschergruppe DigiTransSachs, in welcher fünf Absolventinnen und Absolventen Lösungsansätze speziell für die digitale Transformation kleiner und mittlerer Betriebe entwickeln und umsetzen. Die Nachwuchsforschergruppe wird vom Sächsischen Wissenschaftsministerium mit rund 1,2 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.
„Junge Forscherinnen und Forscher profitieren in Sachsen stark von der Förderung durch die EU. 118 Millionen Euro stehen aus dem ESF für sie bereit und erhöhen ihre Einstiegschancen in Wissenschaft und Wirtschaft. Die Nachwuchsforschergruppen beleuchten gesellschaftlich relevanten Themen unter verschiedenen Aspekten – damit kann eine forschungsstarke Hochschule wie die HTWK Leipzig ihr Profil weiter schärfen. Gleichzeitig profitiert die sächsische Wirtschaft von den anwendungsnahen Lösungen der jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“, so Sachsens Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange.
Prof. Gesine Grande, Rektorin der HTWK Leipzig: „Die digitale Transformation der sächsischen Unternehmen eine Herausforderung mit einer außerordentlichen Dringlichkeit. Für uns und für die Region ist die Nachwuchsforschergruppe deshalb eine Chance für Profilierung und Weiterentwicklung, für die Nachwuchswissenschaftler eine einmalige Gelegenheit, sich in einem interdisziplinären Team in Forschung und Transfer zu qualifizieren.“
„Die digitale Transformation erfordert ein Umdenken auf allen Ebenen: von der Entwicklung neuer Produkte, Verfahren und Dienstleistungen bis hin zu Geschäftsmodellen und -prozessen. Für die Unternehmen ist das eine große Herausforderung, die eigentlich nur mit Mut und gut ausgebildeten Fachkräften zu lösen ist. Unterstützung von außen hilft natürlich zusätzlich – und deshalb werden die Nachwuchswissenschaftler ihre Forschung in enger Kooperation mit Unternehmen durchführen“, so der Leiter der Nachwuchsforschergruppe Prof. Holger Müller.
Ein Beispiel, wie die Digitalisierung eine komplette Branche verändert, ist das Bauwesen: Nach Vorgaben des Bundes müssen ab 2020 alle Bauprojekte digital per „Building Information Modeling“ (BIM) geplant werden. Also müssen auch kleine Planungsbüros und Handwerksbetriebe mit BIM-Daten arbeiten können – aber nur jedes zehnte betroffene Unternehmen in Sachsen testet bereits die Methode. Einer der fünf Nachwuchswissenschaftler wird deshalb ein Konzept entwickeln, das kleinen Betrieben aus eigener Kraft den Umstieg auf die neue BIM-Methode ermöglichen soll. Im Fokus der anderen vier Nachwuchsforscher stehen die Vernetzung von Maschinen und Geräten per „Internet der Dinge“, die Automatisierung von Beschaffungsprozessen, die Veränderung der regionalen Wirtschaft sowie die Auswirkungen der Digitalisierung auf Mitarbeiter und künftige Fachkräfte.
Um digitale Technologien erlebbar und Forschungsergebnisse möglichst schnell regionalen Unternehmen zugänglich zu machen, entsteht ein Test- und Demonstrationslabor für digitale Technologien. Zukünftig sind Veranstaltungen und Workshops geplant, die regionalen Unternehmen die Einsatzmöglichkeiten von beispielsweise 3D-Druck, Internet der Dinge, Augmented und Virtual Reality und Blockchain-Technologien vorstellen.
Die Nachwuchsforschergruppe DigiTransSachs („Digitale Transformationsprozesse in der sächsischen Wirtschaft“) ist die neunte Nachwuchsforschergruppe an der HTWK Leipzig, die aus Mitteln des ESF gefördert wird. Alle Nachwuchswissenschaftler streben eine Promotion an und werden an den beteiligten Fakultäten sowie im Graduiertenzentrum der HTWK Leipzig betreut. Fünf Professoren der HTWK Leipzig begleiten das Projekt.